25. November 2024
"Alle sagten: 'Keiner will deine Musik hören'"
Interview geführt von Philipp KauseTrout erkrankte im Sommer 2013 während einer Deutschland-Tour an Leberkrebs, verlor innerhalb weniger Monate über 50 Kilogramm Körpermasse, sah ausgezehrt aus und war dem Tod sehr nahe.
Dank einer Organspende konnte er zwar operiert und gerettet werden, jedoch kam es zu Komplikationen: Er konnte danach zunächst nicht mehr aufstehen und auch nicht Gitarre spielen. Seine Alben seither, z.B. "Battle Scars", "Ordinary Madness" und "Ride" sind intensive Manifeste, in denen jede einzelne Note tiefe Lebenserfahrung teilt und zum Alarmton wird.
Nun liegt mit "Broken" erneut eine tiefgehende Platte vor. Sie spiegelt einige Gedanken zu seinem Leben und zur Situation der Welt. Trouts Ehefrau ist Dänin, er hat mit ihr die Pandemiezeit in einem 500-Seelen-Ort in Dänemark verbracht. Im Dezember performt der Blueser mit 73 wie fast jedes Jahr wieder in Deutschland.
Walter, du hast im Vorfeld angekündigt, dein neues Album sei nicht sonderlich positiv gestimmt. Es heißt "Broken". Es geht ums Gebrochensein auf einer privat-persönlichen und auf einer öffentlichen Ebene. Du hast es mit Blick auf die USA geschrieben. Als Teilzeit-Däne weißt du wahrscheinlich, dass hier in Europa viele in Politik und Presse schon die Furcht äußern, was passiert, wenn Trump noch mal Präsident wird. Dann wird die Welt noch weiter zerbrechen. Ist das der Sinn deiner Metapher?
Genau das: Die Welt ist zerbrochen. Lass uns hoffen, dass sich das nicht noch weiter vertieft. Wir haben jetzt schon Polarisierung, wir haben Menschen, die in ihrem Inneren ruiniert sind, dann außen rum diese Kriege... Ich hab halt mal so rundum geguckt und einen Stapel Lieder verfasst, über das, was passiert. Ich selber bin glücklich, weil ich meine harten Zeiten hinter mir habe.
'Musik ist Eskapismus', hast du mal gesagt. Das spürt man auf deinen ganzen letzten Alben, du legst da so enorm viel Intensität rein. War es denn die Musik, die deine Lebenskräfte vor zehn Jahren weckte, um nach der OP damals ganz von vorn anzufangen, sprechen, gehen, Gitarre spielen zu lernen?
Naja, Musik war zwar immer meine Motivation, ja. Aber in dem Moment war meine Motivation, wieder zu genesen, ehrlich gesagt, mit meiner Frau und meinen Kindern noch Zeit zu verbringen. Vielleicht doch noch ein paar Jahre mit ihnen zu haben. Ich konnte nicht einschätzen, ob ich je wieder Gitarre spielen und auftreten können würde. Das wusste ich nicht. Ich habe sehr hart daran gearbeitet.
Aber: Wenn ich nicht wieder hätte musizieren könenn, hätte ich es alleine schon geliebt, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Die ist das allerwichtigste in meinem Leben.
Jetzt seid ihr ja auch schon 35 Jahre lang zusammen, deine Frau Marie und du. Ist ja in unserer Ära eine echt lange Zeitspanne. Was hättest du für einen Tipp, um so lange durchzuhalten?
Ich hatte das Glück, dass ich meine Seelenverwandte getroffen habe. Das ist mein großes Glück, aber ich bin nicht der Richtige, um anderen Leuten da Ratschläge zu geben. Es war eben bei meinen Eltern so, dass die sich haben scheiden lassen, als ich sehr jung war, und beide haben sich dann für neue Partner entschieden, die crazy waren.
Darüber gibt es ja auf Englisch auch eine Biographie - 'Rescued From Reality - The Life and Times of Walter Trout'. Dein Stiefvater war demnach Alkoholiker, gewalttätig und hat dich bedroht, als du Kind warst. Könntest du uns den Hintergrund erläutern?
Nun, mein Stiefvater war ein Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg. Die Japaner nahmen ihn gefangen, als er im Pazifik für die US-Marine im Einsatz war. Das heißt, er erlebte Hiroshima aus der Nähe mit, und all sowas. Er hat viel durchgemacht.
Als dann 1945 die Soldaten heimkehrten, als der Krieg vorüber war, da kannte niemand PTBS. Weißt du, was das heißt? Posttraumatische Belastungsstörung! Ja, das kannte man nicht, sondern sagte zu den Soldaten und eben zu ihm: 'Sei ein Mann! Reiß dich zusammen!'
Wenn er dann trank, traten seine inneren Dämonen an die Oberfläche. Dann wurde er sehr gewalttätig. Furchteinflößend. Und als Ex-Marinesoldat war er ein großer massiver Typ. In meinem Zuhause herrschte eine Menge Gewalt. Es war tatsächlich ein harter Schauplatz für ein Kind.
Musik wurde entsprechend eine Flucht für mich. Ich konnte Gitarre spielen und in eine andere Welt springen, aus den Gegebenheiten meines Umfelds fliehen. Deswegen nannte ich mein Buch 'Rescued From Reality'. Die Realität in meinem Leben war nicht gut. - Aber: Dann wurde ich selber Alkoholiker. Ich hatte etliche Jahre, in denen ich heroinabhängig war. Ich habe viele Psychotherapien durchlaufen. Jetzt bin ich clean, komplett clean, seit 37 Jahren... Als Kind hab ich viel durchgestanden.
Das bedauere ich nicht. Ich denke, ich hab was zu sagen. In meiner Musik. Ich finde, dass ich Lebenserfahrung habe, die ich in die Musik reinstecken kann.
Und die du teilen kannst, ja. Wahrscheinlich hast du mit deiner Duettpartnerin Beth Hart vom Titelsong "Broken" auch ihre Erfahrungen geteilt? Sie war Ende der 90er, Anfang der 2000er heroinabhängig, und wandte sich nach dem Entzug dann vom Countrypop ab und Religion, Glauben und Blues zu. Berührt dich ihre Story?
Ja, natürlich berührt sie mich! Ich kenne Beth Hart seit Jahren. Ich kenne ihren Ehemann seit fast 40 Jahren, schon lange bevor die beiden geheiratet haben. Wir sind gute Freunde, er und ich. Sie ist ein sehr seelenvoller, tiefgehender, spiritueller Mensch. Sie hat eines der größten Gott-gegebenen Talente, das ich je gesehen habe. Sie ist eine der großartigsten Künstler:innen auf unserem Planeten. Und sie ist sehr einfühlsam und hat ein 'schönes' Herz.
Als ich das Lied zusammen mit meiner Frau geschrieben habe, da hatte ich Beth dafür im Sinne. Weil ich wusste, dass Beth und ich durch ähnliche Erfahrungen im Leben gegangen waren. Als die Komposition fertig war, nahm ich schnell eine Demo-Fassung meiner Vocals auf und schickte die an Beth. Am nächsten Tag rief sie zurück und meinte, 'ich muss den Song mit dir aufnehmen'. Sie kam ins Studio, sang mit mir im Duett, und wir hatten einen wunderschönen Tag.
Du schreibst mit deiner Frau Marie zusammen, sie kommt ja auch aus der schreibenden Zunft und war mal Journalistin. Ihr arbeitet, liebt und lebt zusammen. Ihr seid auch ein Arbeits-Ehepaar. Wie geht euer Schreibprozess vor sich?
Meine Frau ist meine Ko-Autorin. Sie ist eine Journalistin, ja, sie hat in Magazinen veröffentlicht, sie hat ein Buch rausgebracht, sie hat eine Doktorarbeit verfasst, sie hatte sogar eine Werbeagentur, bevor ich sie kennen gelernt habe, und sie betrieb einen Konzert-Club in Dänemark und buchte die ganzen Bands. Sie ist jetzt seit 35 Jahren im Musikbusiness und hat eine ziemliche Historie. Sie ist übrigens die erste dänische Person, die einen Musik-Award in Memphis gewonnen hat. Und zwar für den 'Song of the Year'. "All Out Of Tears" gewann diese Auszeichnung, geschrieben von ihr und meiner Blues-Freundin Teeny Tucker und mir. (Anm. d. Red.: von "Ordinary Madness")
Sie hat nun drei der Songs auf dem neuen Album geschrieben, basierend auf meinen Ideen. Ich hatte Einfälle, aber steckte damit in einer Sackgasse. Als ich zum Beispiel das Titellied "Broken" schrieb, hatte ich einen Song über seelische Erkrankungen geplant, der auch von Drogenabhängigkeit und Alkoholismus handelt, also lauter Sachen, die ich am eigenen Leib erlebt habe.
Ich schrieb Textzeilen, aber kam nicht voran. Ich war an den Themen zu nah dran. Zumal unangenehme Erinnerungen wieder hoch kamen. Also zog ich meine Frau zurate, sagte: 'Hier brauch ich Hilfe beim Schreiben.' - Und eine Stunde später legte sie mir eine ganze Seite Lyrics vor. 70 Prozent an dem Song sind von ihr.
Und dann, für "Turn And Walk Away" schrieb sie den ganzen Text. Ich schlug ihr vor, dass sie etwas über Leute schriebe, die sich trennen. Und sie schrieb das ganze Lied, also die Lyrics. Ich hab die Musik gemacht.
Außerdem hab ich ihr erzählt, dass ich eine Rhythm-n-Blues-Ballade über die erste Nacht schreiben möchte, die wir zusammen verbracht haben. Wir hockten uns hin und schrieben dieses Lied zusammen. Wir schoben Zeilen immer wieder vor und zurück und fragten uns gegenseitig 'Was hältst du da- und davon? Lass uns das oder jenes mal ausprobieren.'
Und somit schrieb sie drei Stücke mit mir gemeinsam. Und sie ist meine Managerin, seit 32 Jahren. Sie hat in der Zeit 28 Plattenverträge verhandelt. Sie hat echt was drauf.
"Meine Sicht auf Social Media: Sachen posten, die niemanden jucken und mit sich selbst reden." ODER "Um Polizei, Feuerwehr, Straßen und Züge kümmert sich der Staat."
Stichwort Plattenverträge. An dem Tag, an dem dein Album "Broken" rauskommt, gibt's einen runden Geburtstag: Ruf Records wird 30. Thomas, der Firmengründer, erzählte uns mal, dass es in den 1990ern seine Chance war, dass niemand in Amerika an dich glaubte, keine einzige Plattenfirma. Er hatte wenig Erfahrung, hatte gerade mit Bookings für Joanna Connor und den Allisons angefangen, und dann warst du einer der ersten, denen er einen Plattenvertrag anbot.
Ja, an die Zeit erinner ich mich gut. NIEMAND interessierte sich für mich in Amerika. Ich kam an keinen Plattenvertrag ran, ich konnte keinen Booking-Agenten für Shows finden... Hm. Ich hatte eines der meistverkauften Blues-Alben in Europa 1991 mit "Prisoner Of A Dream", und als ich dann herkam, sprach ich mit Bookern, die ich aus meiner Zeit mit John Mayalls Bluesbreakers kannte, und die entgegneten mir alle, ich zitiere jetzt direkt: 'Keiner will deine Musik hören, niemanden interessiert das.'
Heute erzählt sich das lustig, wenn man bedenkt, dass meine letzten acht Alben ohne Umwege auf Eins in den Billboard-Blues Charts einstiegen. Am Wochenende vor dem Album-Release habe ich ein gigantisches Festival als Headliner bespielt. Tatsächlich mögen die Leute meine Musik hier in den USA.
Aber damals, Anfang der 90er ergriff Thomas Ruf die Chance. Und dafür liebe ich ihn von ganzem Herzen. Ich finde, er ist ein großartiger Mann, er führt eine tolle Plattenfirma. Und er ist derjenige, der meine Karriere in den USA startete. Eine wundervolle Sache, die ich ihm nie vergessen werde.
Schauen wir nochmal auf die Vereinigten Staaten. Denen bereitest du im neuen Song "I've Had Enough" kein Kompliment. Worum geht's da genau?
Ich schrieb das, als ich im Fernsehen abends Nachrichten schaute. Erst kam Trump mit seinen Lügen und Bullshit. Direkt danach ging's um jemand, der hatte einen erschossen, hier in der Gegend, und so ging das, ein Thema jagte das nächste, und als ich das Gerät ausgemacht hatte, sagte ich zu mir: 'Von dem Scheißdreck hab ich jetzt genug!' - und da fiel mir auf: "I've Had Enough" wäre ein guter Songtitel. Und dann war der Song in gut fünf Minuten schon geschrieben.
Du kannst natürlich alles Mögliche hier im Fernsehen finden, aber wenn's um Nachrichten geht, ist das meiste negativ. Denn was sich hier in dem Land abspielt, darüber muss man sich schon aufregen. Man könnte sagen, man wird 'trumpisiert'. (mit abfälligem Tonfall) Ein Desaster. Für die ganze Welt.
Hast du irgendeine Idee, wieso Bernie Sanders es 2016 nicht zum Gegenkandidaten schaffte und auch 2020 nicht aufgestellt wurde? Künstler:innen, Wissenschaft, Europa unterstützten ihn, es sprachen sich so viele prominente Stimmen auch in seiner Partei für ihn aus.
Weil der rechte Flügel seiner Partei es schaffte, ihm ein Wort anzuhaften, und das Wort nannte sich 'Sozialismus'. Wenn in Amerika die Leute das Wort 'Sozialismus' nur schon hören, dann rennen sie weg.
Ich dachte mir nur: 'Schaut euch das an, was der Staat tut: Ihr habt Polizei, Feuerwehr, öffentliche Straßen, Züge, das ist Soz--', (unterbricht sich resigniert mitten im Satz) ach aber egal, ich weiß nicht, ich kann ja nicht für die Ungebildeten hier sprechen...
Kommen wir zur US-Musik. "Talkin' To Myself" spielt aufs Westcoast-Zeug der Sixties an.
Ja, ich wollte einen Song schreiben, der retro nach den '60ern klingt. Heißt, du sitzt in deinem Auto und hast das Gefühl, es ist 1966. Während du fährst, kommt im Radio richtig großartiges Zeug. Das wollte ich komponieren.
Textlich ist das Lied von Social Media inspiriert: Von Leuten, die da rum klicken und Sachen posten, die niemanden jucken, - okay, das ist wirklich meine persönliche Sicht - die eigentlich mit sich selbst sprechen: "Talkin' To Yourself". Ich muss Social Media selber auch haben, da führt für mich kein Weg dran vorbei, wenn man im Licht der Öffentlichkeit steht. Ich bin aber wirklich kein Fan davon.
"Die Leute haben Aktienanteile an mir erworben." ODER "Ich bin dankbar für jeden, der live keine aufgenommenen Tracks vom Computer abspielt."
Dir ist ja der direkte Kontakt wichtig, zum Beispiel Augenkontakt mit dem Publikum, und am besten mit jeder einzelnen Person im Saal.
Ja, das liebe ich. Mein ein und alles ist es, mit Leuten zu kommunizieren. Ich möchte eine Stimmung und eine Emotion kommunizieren. Ich möchte die Leute dazu bringen, dass sie etwas fühlen. Ich liebe es, mit den Leuten in der Menge Augenkontakt zu haben. Und ganz besonders mag ich es, ein Gitarrensolo einer Person im Raum zu widmen oder einer Gruppe von Leuten und mir durch die Menge meinen Weg zu bahnen und zu versuchen, mit möglichst vielen von ihnen in Kontakt zu treten.
Deine Fans haben dir ja quasi das Leben gerettet. Im März 2014 warst du so schwer erkrankt, dass dein Leben am seidenen Faden hing. Die einzige Möglichkeit war, dir eine fremde Leber zu transplantieren, was ja sehr kostspielig ist, und dein Publikum kam dir zu Hilfe. Es gab eine Crowdfunding-Aktion, und dabei kam einiges Geld zusammen. Wie ist denn heute das Gefühl, wenn man so von der Bühne in die Menge guckt, und sich denkt, 'wow, da könnte jetzt eine Person dabei sein, die mir das Leben gerettet hat'?
Darüber denk ich dauernd nach. Am 26. Mai 2024 jährt sich meine Operation zum zehnten Mal. Ich weiß, dass ich das ohne die super Menschen nicht geschafft hatte, die mir gespendet haben. Schaut man sich mal das amerikanische Gesundheitssystem an - es ist kein gutes System. (lacht)
Ich wusste, dass ich zwei Jahre lang nicht in der Lage sein würde, zu arbeiten, dass wir unser Haus würden verkaufen müssen und eine Menge von unserem Hab und Gut, und wir wussten nicht, wie wir's anstellen sollten.
Und diese Leute, die gespendet haben, machten es möglich, durch diese zwei Jahre zu kommen: Ohne eine einzige Show zu spielen, ohne ein Album zu machen. Daran denke ich oft. Wieviel ich den Spendern schulde, und wie sehr ich in deren Schuld stehe und wie dankbar ich ihnen bin.
Meine Frau sagt dazu immer, die Leute haben Aktienanteile an mir erworben. Und die Art und Weise, wie ich ihnen Dividende zahle, ist dass ich mich auf die Bühne stelle und so gut spiele, wie ich nur kann, die besten Platten mache, die mir möglich sind. Ich muss den Leuten das zurück geben, indem ich der beste Artist bin.
Du hast einen der besten Blues- und Rock-Schlagzeuger bei dir, Michael Leasure. Über den Namen stolpert man auch auf der aktuellen Philip Sayce-Platte. Wann, wie und wo hast du Michael kennen gelernt?
Vor 16 Jahren, und zwar war es so, als ich ihn traf, war er mit Edgar Winter in der Band. Edgar arbeitete vielleicht - wenn's hochkommt - 15 Wochen im Jahr. Und ich arbeitete: Das ganze Jahr! Edgar Winter hakte so etwa 20 Städte im Jahr ab, und ich hatte 150 bis 200 auf dem Tour-Plan. Also bat ich Mike eine ganze Menge Arbeit an, und seitdem arbeitet er mit mir, und er ist jetzt auch schon auf zehn oder elf Alben drauf. Und immer wenn ich nach Europa komme, ist er mit dabei.
Du kommst schon bald. Und, sag mal, im Vorprogramm hattest du bei der letzten Tour 2023 Vanja Sky, eine kroatische Blueserin. Ich mag sie. Wie fandest du sie?
Sie spielte mit Herz und Seele und war großartig. Ich mochte ihre Vocals, ihre Bühnenpräsenz, und ich bin wirklich dankbar für jeden, der ein Instrument in die Hand nimmt, damit rausgeht auf die Bühne, dazu direkt aus dem Herzen singt, und menschlich ist. Statt jemand, der aufgenommene Tracks vom Computer abspielt. Das ist nicht mein Ding. Ich will, dass Kunst von unser aller Menschsein her rührt, und ich denke, das setzt sie um, und von daher wünsche ich ihr das beste. Meiner Ansicht nach ist sie großartig.
Ich möchte zum Schluss auf deine musikalische Initialzündung zurück kommen. Im Auto deiner Eltern hörtest du Sendungen von einem gewissen Larry Keen, einem US-Radio-DJ in deiner Kindheit. Ausgerechnet dieser Typ war dann in deinem echten Leben mit deiner Stiefschwester verheiratet. Was hat er dir mit auf den Weg gegeben?
Unglücklicherweise starb er vor ein paar Jahren. Ich traf ihn mit 12, da datete er meine Stiefschwester. Zu der Zeit war er schon ein großer Name als Radio-Discjockey bei der New Jersey-Show in Atlantic City (Anm. d. Red.: an der Küste des Staats New Jersey) Und er entwickelte sich zu einem sehr engen Freund meines Vaters. Von daher war ich voller Bewunderung. Er hatte Episoden, in denen Stevie Wonder oder die Temptations zu Gast waren oder Marvin Gaye, solche Leute. Er zog sich aber früh zurück. Als er schon in fortgeschrittenem Alter war, fragte ich Larry während meiner Arbeit am Album "Full Circle" 2006: 'Larry, wärst du interessiert daran, in ein Studio zu kommen und das zu tun, was du immer getan hast?' Denn er war ja spitze im Reden, im Sprechen, man kann das hören auf "Full Circle". Er vernahm die Musik im Hintergrund dort im Studio und redete einfach und machte das echt schön.
Du bekommst dabei einen Hauch einer Idee, wie Radio in den späten Fifties, frühen Sixties war, sogar vor UKW. Es war Mittelwellen-Rundfunk, AM, das man im Autoradio empfing. Er kam ins Studio, übte nicht, nagelte das fest, one take, und wir hatten's. Er und ich blieben enge Freunde bis zum Ende seines Lebens. Er war ein großartiger Typ.
1 Kommentar
Für Fans von Gary Moore eine Sichtung wert.