Porträt

laut.de-Biographie

Childish Gambino

Wenn er nicht gerade entweder als TV-Autor, Performer mit der Sketchgruppe Derrick Comedy oder als Schauspieler der NBC-Comedyshow "Community" beschäftigt ist, findet Donald McKinley Glover, geboren 1983, irgendwo noch Zeit, Beats und Raps unter seinem Alter Ego Childish Gambino zu veröffentlichen.

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Zwischen 2006 und 2009 betätigt sich der Kalifornier als Sketchschreiber für die Comedy-Sendung "30 Rock". Das macht er so erfolgreich, dass 2009 der Lohn in Form eines Writers Guild of America-Award für die Beste Comedyserie steht. Aber das reicht dem diplomierten Dramaturgen noch nicht: Auch in der beim Haussender gezeigten Show "Community" übernimmt er eine Hauptrolle.

Hip Hop - wie auch die Elektro-Karriere als DJ - läuft wiederum viele Jahre von den Medien relativ unbemerkt nebenher. Schon 2008 veröffentlicht Childish Gambino das selbstvertriebene Debüt "Sick Boi", "Poindexter" folgt ein Jahr später. Anfangs begnügt er sich noch damit, über die Beats bekannter Tracks zu rappen, darunter Songs von Indieformationen wie Sleigh Bells oder Grizzly Bear.

Sukzessive selbstbewusster am Mic, versteckt sich Glover auf späteren Alben nicht mehr hinter witzigen Gimmicks. Stattdessen nimmt er sich auf den via Glassnote Records verbreiteten Platten ernsthafterer Themen wie Familie, Suizidgedanken und Alkoholismus an. Nonstop hagelt es Referenzen – von Kendrick Lamar bis Pharrell Williams, von The Weeknd bis Q-Tip. Dazu öffnet Childish Gambino unzählige musikalische Türen: Boom Bap, Breitband à la West, Cloud-Rap - alles geht.

Das absurde Pseudonym rührt übrigens vom Namensgenerator auf der Webseite des Wu-Tang Clans, seinem zweiten großen Role Models neben Kanye West. Obwohl ihm das Internet zweifellos mit zum Durchbruch verholfen hat, äußert Glover etwa auf dem Album "Because The Internet" durchaus fundierte Kritik am globalen Netz.

"Es fühlt sich mit dem Web mittlerweile so an, als geben wir einem Kind eine Waffe in die Hand mit der Bitte, nicht abzudrücken." In seinen Augen mangele es im Internet an Verantwortlichkeit, Trends kämen und gingen in wenigen Augenblicken, Nachrichten prasselten mit rasender Geschwindigkeit auf die Leser ein.

Auf Tour hilft ihm der auf vielen Hollywood-Feldern erworbene Ruhm. So bittet er 2011 beispielsweise Danny Brown zum Feature auf die Bühne. Für die gemeinsame Studioarbeit kann er von Schoolboy Q über Prodigy bis Alt-Folk-Superstar Beck frei auswählen. Außerdem taucht Gambino in der Radioshow der musikalischen Nachbarn Das Racist sowie als Gastsänger eines Leona Lewis-Songs auf.

Nach "Because The Internet", für das er 2013 eine Grammy-Nominierung erhält, weiteren Mixtapes und der EP "Kauai" übernimmt Gambino auch Schauspielrollen. Unter anderem verkörpert er im "Star Wars"-Spin-Off, das 2018 Premiere feiert, den jungen Lando Calrissian. Zuvor kassiert er Anfang 2017 für "Atlanta", wo er neben der Hauptrolle auch Drehbuch und Regie verantwortet, den Golden Globe für die beste Comedy-Serie und gleich einen zweiten als bester Hauptdarsteller in einer Comedy-Reihe.

Sein drittes Album "Awaken, My Love!" ist da bereits erschienen - zu einem Zeitpunkt, in der es von Childish Gambino so lange kein musikalisches Lebenszeichen mehr gab, dass schon Gerüchte vom an den Nagel gehängten Mikrofon die Runde gemacht hatten. Die Platte, die diesmal keinen Rap, sondern vornehmlich teils ziemlich derben Funkrock birgt, wischt diesbezügliche Befürchtungen allerdings vorerst vom Tisch.

Trotz zwei Grammy-Nominierungen für "Awaken, My Love!" steht ihm der kommerzielle Höhepunkt seiner ohenhin ereignisreichen Karriere noch bevor. Seine im Mai 2018 veröffentlichte Single "This Is America" sprengt das Internet und stürmt blitzschnell auf die Pole Position der Billboard-Charts. Wofür wohl auch das Musikvideo mitverantwortlich ist.

Der von "Atlanta"-Kollaborateur Hiro Murao gedrehte Clip liefert nicht nur ikonische Choreographien und erschütternde Sozialkritik, sondern auch reichlich Futter für Memes, die binnen Tagen sämtliche Imageboards überfluten.

Der Song selbst führt Glover zurück zu seinen Hip Hop-Wurzeln, stellt gar sein erstes Wagnis in den Bereich des Trap dar. Ein Sub-Genre das nicht nur tief in "Atlanta" verwurzelt ist, sondern auch während seiner Dankesrede bei der Golden-Globes-Verleihung Erwähnung findet: "I really wanna thank the Migos [...] for making Bad and Boujee. That's like the best song ever." Es macht also nur Sinn, dass deren Mitglied Quavo, nebst 21 Savage oder Young Thug für die Ad-Lips seiner größten Single verantwortlich ist.

Auch wenn Glover seinen artistischen Staffellauf von diesem Punkt an ungebremst fortsetzt, gerät das musikalische erneut etwas in den Hintergrund. Er ergattert sich unter anderem eine Rolle im Live-Action-Remake des Disney Klassikers "Der König Der Löwen" und schreibt den Kurzfilm "Guava Island", in dem an der Seite von Rihanna auch die Hauptrolle spielt.

Abgesehen von einer ebenfalls 2018 veröffentlichten zwei Song-EP names "Summer Pack" herrscht musikalisch aber bis zum Frühjahr 2020 Funkstille. Ohne Ankündigung stellt Glover dann nämlich auf der Website donaldgloverpresents.com einen Live-Stream mit neuer Musik online. Dieses namenlose Gemenge an Songs veröffentlicht er eine Woche später unter dem Titel "3.15.20". Eine wildes Konglomerat aus allen Stationen seiner Karriere, das Hip Hop nach Belieben mit Soul und Pop kombiniert. Dieses Unterfangen geht jedoch nicht ganz so reibungsloses von Statten wie man es von vergangenen Gambino-Projekten gewohnt ist, was sich in gemischten Meinungen unter Kritikern und Fans niederschlägt.

Rap, Funk, Soul. Gesang, Geschmachte und Geschrei. Schreiben, Schauspielerei und Regie. Dazu noch erhebliches komisches Talent: Donald Glover kann tatsächlich alles. Dennoch beweist sein voraussichtlich letztes musikalisches Outing unter dem Label "Childish Gambino", dass auch er nicht davor gefeit ist, den Mund zu voll zu nehmen. Alles andere wäre aber auch langsam unheimlich.

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Alben

Childish Gambino - 3.15.20: Album-Cover
  • Leserwertung: 3 Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2020 3.15.20

Kritik von Mirco Leier

Der Mann der alles kann, scheitert an den eigenen Ambitionen. (0 Kommentare)

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