laut.de-Biographie
La Roux
Irgendwo her kennt man das doch: Hübsche Frau räkelt sich dreieinhalb Minuten bei Tempo 180 in ihrem futuristischen Sportwagen. Der Unterschied zwischen den Videoclips zu La Rouxs "In For The Kill" und Kylie Minogues Welthit "Can't Get You Out Of My Head" ist in erster Linie ein ästhetischer. Während Kylie einer sexy-bunten Zukunft entgegenbraust, wirkt die junge Britin Elly Jackson am Steuer wie eine undurchschaubare Femme Fatale aus einem düsteren Will Eisner-Comic. Überhaupt, das Farbenspiel: Hier die blonde Kylie, dort La Roux, die Rothaarige. Gleichwohl hält der Vergleich zwischen den beiden Solokünstlerinnen eben auch stand, weil sich die am 12. März 1988 geborene Jackson nicht nur in ihrer Optik, sondern auch in ihrem Sound explizit auf jene Epoche bezieht, in der die Australierin Minogue ihre ersten Welterfolge feiern konnte: die Achtziger.
Denn allein der Verzicht auf prägnante Gitarrenspuren und das Bekenntnis zum Schnurren von Vintage-Synthesizern und des Drumcomputers rückt den Sound des Debütalbums "La Roux" nahe an britische Acts wie Yazoo, Human League, die Eurythmics oder die frühen Depeche Mode heran, zumal auch sie eine charismatische Stimme und unterkühlte Emotionen vor ihren Upbeat-80s-Pop stellen kann. Hinter La Roux steckt mit Ben Langmaid allerdings noch ein zweiter Kopf, der am Songwriting beteiligt ist, sich aber wie Will Gregory von Goldfrapp im Hintergrund hält und auch nicht der Live-Band angehört. Trotzdem ist Langmaid bei weitem kein unbeschriebenes Blatt: Der Musikproduzent ist eng mit Rollo Armstrong von Faithless verbandelt.
Alle Aufmerksamkeit ist also auf Elly Jackson ausgericht, der nach einer Vinyl-Single auf dem Pariser Hipster-Label Kitsuné bereits diverse Hype-Orakel den ganz großen Durchbruch voraussagen. Die Parameter dafür stimmen: Sie tourt mit Lily Allen, die Klaxons tauchen bei einem Konzert im Publikum auf, britische Frauenzeitschriften erörtern ihre Frisur. Der britische Guardian ernennt Jackson zu einem der "Best New Acts of 2009", "La Roux" für den Mercury Music Prize nominiert und gewinnt 2011 sogar den Grammy für das beste Electronic/Dance-Album. Elly Jackson wächst der Trubel bald über den Kopf, sie leidet unter Panikattacken, verliert zeitweise ihre Stimme und macht sich eine Weile lang rar.
Im März 2013 spielt sie nach längerer Pause erstmals wieder Konzerte und dabei auch ein paar bislang unbekannte Songs, die sich ein Jahr später auf ihrem zweiten Album "Trouble In Paradise" wiederfinden. Mittlweile besteht La Roux wirklich nur noch aus Elly Jackson. Von Ben Langmaid hat sie sich zwischenzeitlich getrennt, worüber dieser nach eigener Aussage "wirklich traurig" ist. Langmaid war allerdings noch am Songwriting von fünf der neun Songs des zweiten Albums beteiligt. Das Publikum vermisst ihn kaum, war La Roux doch für die Öffentlichkeit sowieso immer nur diese Frau mit den roten Haaren.
Nach langer Pause tritt sie Anfang 2019 auf dem Tyler, The Creator-Album "Igor" in Erscheinung. Insgesamt sechs Jahre lässt sie sich mit dem eigenen, dritten Album Zeit: "Supervision" erscheint im Februar 2020 auf ihrem eigenen Label Supercolour Records. Die Trennung mit dem Majorlabel Polydor endete nicht gerade im Guten, wie Jackson dem britischen Standard erzählt: "Ich mochte sie nicht und sie mochten mich nicht. Es wurde einige Entscheidungen hinter meinem Rücken getroffen. Es war keine schöne Erfahrung."
Doch sie habe sich nicht beschweren dürfen, weil sie sonst vielleicht ihren Erfolg gefährdet hätte. Dabei stand sie offenbar kurz vor dem Bankrott und musste einige Drucksituationen bewältigen: "Die Leute wollen nicht hören, dass man sein ganzes Geld verloren hat, weil man vom eigenen Buchhalter gelinkt wurde. Ich will nicht ins Detail gehen, aber ich hatte Schulden und es war alles sehr eng. Aber das soll man alles für sich behalten, denn wenn man sich nur für fünf Minuten gehen lässt, ist man danach drei Wochen lang am Heulen."
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