Porträt

laut.de-Biographie

Carolin Kebekus

Ihren Bühnenfiguren wohnt stets ein wahrer Kern inne, auch wenn Carolin Kebekus sie selbst als "Abziehbilder" bezeichnet. "Ein bisschen was von mir steckt da schon drin. Die Themen, über die ich spreche, bewegen mich wirklich. Man muss authentisch sein." Besagte Themen bewegen sich zwischen katholischer Kirche und Kölner Karneval. Und immer wieder drehen sich ihre Songs und Auftritte um Feminismus. Dabei zielt sie keineswegs auf ein rein weibliches Publikum, wie sie Welt verrät. "Aber ich will lustiger sein als Männer und ich glaube, ich bin auch lustiger als Männer."

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1980 wird Carolin Kebekus in Bergisch Gladbach geboren. Sie wächst im Kölner Stadtteil Ostheim auf, einem "sozialen Brennpunkt", wie sie später berichtet. Das Milieu ihrer Jugend fließt in ihre späteren zumeist rotzigen Fernsehrollen ein. Nach dem Abitur arbeitet sie als Praktikantin beim Comedy-Format "Freitag Nacht News", wo sie auf Hugo Egon Balder trifft. Der Entwickler der RTL-Show animiert sie dazu, Schauspielunterricht zu nehmen und setzt sie später in Einspielern ein, in denen sie Bill Kaulitz von der gerade reüssierenden Band Tokio Hotel parodiert.

Nach der Absetzung der Show 2007 arbeitet Carolin Kebekus verstärkt als Schauspielerin. Unter der Regie von Tobi Baumann ist sie in der Serie "Kinder, Kinder" sowie dem Kinofilm "Vollidiot" zu sehen. Im Fernsehen tritt sie unterdessen in "u.A.w.g. – um Antwort wird gebeten", "Was guckst du?!", "Frei Schnauze", "Die Anstalt" und dem "Quatsch Comedy Club" auf. Auch bei der kurzzeitigen Neuauflage von "Die Wochenshow" und dem ZDF-Dauerbrenner "heute-show" gehört sie zum Ensemble. Ihr erstes musikalisches Projekt wiederum erwächst aus einer Rap-Parodie bei "Broken Comedy".

"Je mehr wir uns damit beschäftigt haben, desto mehr haben wir gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, Hip Hop mal so kurz nachzumachen", erzählt sie im Interview mit Hiphop.de. Das Ergebnis erscheint 2011 unter dem Titel "Ghetto Kabarett". Im unrühmlichen Genre der Rap-Parodie gelingt ihr mit Unterstützung von Zwieback, MC Rene und Serdar Somuncu ein Album, dem die Auseinandersetzung mit der Kunstform anzuhören ist. Von der prolligen Rebekka bis zur schmachtenden Doreen bevölkern Figuren das Werk, die bei Carolin Kebekus "vor der Haustür herumlaufen".

Für "Ghetto Kabarett" inszeniert sie sogar einen Promo-Beef mit Favorite von Selfmade Records. Spannend fallen auch Kebekus' Interviews als Rebekka aus. Überzogen prollig persifliert sie darin die unzusammenhängenden Geschichten über Streitigkeiten und den kriminellen Lifestyle ihrer neuen Kollegen. Sie baut auch das hohle Loyalitätsgerede sowie die gleichzeitige Überhöhung und Geringschätzung von Hip Hop mit ein. Wie eine Blaupause von SXTN führt sie zudem Geschlechterrollen raubeinig ad absurdum: "Ach, der Kollegah, der kann doch mein' Schwanz lutschen."

Mit einem Rap über die Missstände in der katholischen Kirche erzeugt sie 2013 eine handfeste Kontroverse. "Dunk Den Herrn!" entsteht als satirischer Beitrag der WDR-Sendung "Kebekus!". Obwohl der Sender zunächst grünes Licht gibt, zensieren die Programmverantwortlichen den Beitrag wegen "Verunglimpfung religiöser Gefühle" kurz vor der Ausstrahlung. "Brauchen sie nicht gucken", nimmt Kebekus in Stefan Raabs "TV total" Abstand zu ihrer eigenen Show, "Ich möchte mich von dieser Sendung distanzieren". Umgehend beendet sie die Zusammenarbeit mit dem scheuen Sender.

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Carolin Kebekus "Ich habe zu fast jedem Thema eine Songidee"
Über ihr DCKS Festival, die Veranstaltungsbranche, ihre Late-Night-Show und Karl Lauterbach.

Die Musik nimmt eine immer größere Rolle in ihrer öffentlichen Inszenierung ein. "Mir machts Spaß", erklärt sie ihren spielerischen Zugang zum Gesang bei Willkommen Österreich, "und ich glaube, da es nicht mein Hauptberuf ist, kann ich das so frei machen." Anders sähe es etwa aus, wenn ein Label sie einkleiden und drängen würde, wie Lady Gaga zu performen. Stattdessen parodiert sie 2014 Helene Fischers Gassenhauer "Atemlos" beim Deutschen Comedy-Preis und gründet mit Nadine Weyer und Irina Ehlenbeck die Kölsche Mundart-Band BeerBitches.

In alter Showmaster-Manier gehören musikalische Einlagen ab 2020 auch zum festen Bestandteil ihrer mit dem Grimme-Preis prämierten "Die Carolin Kebekus Show". Sie musiziert live mit Mai Thi Nguyen-Kim "Das Alles Bringt Uns Um", rechnet mit Bodo Wartke in "Das System 2.0" erneut mit den Missbrauchsskandalen der katholischen Kirche ab und sehnt sich mit Karl Lauterbach in "La Vida Sin Corona (Der Sommer Wird Gut)" nach einer pandemiefreien warmen Jahreszeit. Als Lady Gender Gaga ärgert sie wiederum konservative Geister mit "Alles Wird Sich Gendern (Glottisschlag)".

2022 startet sie mit "Alles Gut" und der EP "WTF SPTFY" in die dritte Staffel ihrer Show. Um auf den geringen Frauen-Anteil bei Festivals hinzuweisen, veranstaltet sie im Frühsommer mit Lea, Mine und den No Angels das DCKS Festival. Wie wichtig die Unterstützung von Frauen ist, erläutert sie auch in ihrem Buch "Es kann nur eine geben": "Es fängt schon in den Geschichten unserer Kindheit an. Auch dort gibt es ganz oft nur eine weibliche Person. Wir haben viele männliche Schlümpfe mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften, aber nur eine Schlumpfine." Dagegen kämpft Kebekus an.

Im Spätsommer 2023 berichten verschiedene Medien, dass Kebekus zum ersten Mal schwanger sei. Der Vater soll den Berichten zufolge Max Mutzke sein.

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