laut.de-Biographie
Jumpa
"Ich bin immer eher derjenige, der nachgibt, weil der Künstler am Ende den Song releasen und sich auf der Bühne wohlfühlen muss." Jumpa zeigt sich kompromissbereit. Als Produzent und Unternehmer in Personalunion kennt er sowohl die geschäftliche als auch künstlerische Seite des Musikgeschäfts. Verankert im Hip Hop hält er sich alle Freiheiten offen und wagt sich stilistisch auch an Pop-Produktionen und selbst an den oft ungeliebten Schlager heran: "Für den Tag ist es lustig und cool, aber es ist nichts, was ich jeden Tag machen wollen würde."
Im Sommer 1995 kommt Lennard Oestmann in der Stadtgemeinde Bremerhaven zur Welt. Eminem und 50 Cent lenken seine Aufmerksamkeit erstmals auf Hip Hop, bevor die hiesigen Größen Sido und Bushido in ihm eigene Rap-Ambitionen wecken. Mit dreizehn Jahren probiert er sich am Mikrofon aus. "Da war ich aber noch nicht im Stimmbruch. Dementsprechend klang das dann auch", gibt er lachend zu: "Ich habe dann relativ schnell wieder die Lust daran verloren."
Die DVD "1st There Was The Beat" mit den Größen DJ Desue und Benny Blanco führt ihn zur Musikproduktion. Mit Hilfe von YouTube-Tutorials und den Tipps seiner gesangserfahrenen Mutter erlernt er, Instrumentals zu fabrizieren. Angelehnt an Doug Limans Film "Jumper" wählt Oestmann das Pseudonym JumpaBeatz.
Bereits mit 15 Jahren platziert er zwei Beats auf Fards Album "Invictus". Er lernt Liquit Walker kennen, der ihn bei Freunde von Niemand vorstellt. Unter dem eingekürzten Namen Jumpa findet er eine geschäftliche Heimat bei den Frankfurtern. Einen Management-Deal oder Produzenten-Vertrag habe es bei dem Unternehmen jedoch nicht gegeben.
Abgesehen von gelegentlichen Sessions in Berlin oder Frankfurt produziert er von seiner Heimatstadt aus für Alben wie "Nero" von Vega oder "Unter Wölfen" von Liquit Walker. Außerhalb der musikalisch eher mürrischen Crew arbeitet er für Massivs "Solange Mein Herz Schlägt" und "Blut Gegen Blut 3". 2013 kommt es zum Bruch mit Freund von Niemand. "Dann hat man diesen nicht vorhandenen Vertrag wieder aufgelöst", erklärt Jumpa lakonisch die Trennung. Mit ihm bricht auch sein Weggefährte Liquit Walker zu neuen Ufern auf.
Ein Jahr nach seinem Abitur zieht Jumpa nach Berlin. Erneut tritt sein Weggefährte Liquit Walker auf den Plan. Zu einem Termin bei Sony/ATV Publishing nimmt er den Produzenten kurzerhand mit, um ihn und seine Arbeit den Verantwortlichen vorzustellen. Sony bietet ihm einen Verlagsvertrag an und organisiert fortan Songwriting-Camps in Finnland, Tokio oder Los Angeles. "Gerade im Pop-Bereich ist das Pitching-Game riesig", erklärt der Wahlberliner. Zusammen mit Demo-Sängern schreibe und produziere er die Songs komplett fertig, um sie anschließend Künstlern und Labeln vorzuschlagen.
Jumpa weiß allmählich, dass für den Erfolg "40 Prozent Talent, 60 Prozent Business" entscheiden. Neben der künstlerischen Tätigkeit absolviert er eine Ausbildung zum Kaufmann für audiovisuelle Medien, bei der er von der steuerlichen Seite über Bild- und Musikrechte bis zum Vorgang der Firmengründung die Aspekte des Geschäfts erlernt. 2017 wendet er das gewonnene Wissen an, um gemeinsam mit Richard Huth den Verlag Peak Nice zu gründen. Mit dem luxemburgischen Duo Magestick nehmen sie ihre ersten Künstler unter Vertrag.
Als Produzent arbeitet Jumpa zunehmend mit den prominenten Namen des Deutschrap zusammen. Er hinterlässt seine Spuren auf "ID" von Takt32, "Blut" von Farid Bang, "Stoned Ohne Grund" von Danju, "Trümmerkönig" von Liquit Walker, "NXTLVL" von Azad oder "Sampler 4" von der 187 Strassenbande. Seinen größten Erfolg verdankt er jedoch einem englischsprachigen EDM-Song. Mit "Fading" von Alle Farben sammelt er innerhalb von zwei Jahren über 40 Millionen YouTube- und 85 Millionen Spotify-Aufrufe sowie mehrere Platin-Platten ein.
Ab 2019 dringt der Bremerhavener zunehmend in den Erfolgskosmos von Capital Bra vor. Nach einem durch die Boulevardmedien beschleunigten Scharmützel zwischen Dieter Bohlen und dem Berliner Rapper entsteht aus Spaß die Idee, einen Song des erfolgsverwöhnten DSDS-Jurors zu covern. Da Kay One zuvor bereits "Brother Louie" zu neuen Höhenflügen verholfen hat, entscheiden sich Jumpa und der frisch von Ersguterjunge getrennte Künstler spontan für "Cherry Lady". Nach einer Woche avanciert das medienwirksame Stück zu Capital Bras zwölftem und Jumpas erstem Nummer-eins-Hit.
Es folgen Instrumentals für Seyeds "Engel Mit Der AK II" sowie die Single-Veröffentlichungen "Immer Noch" von Khrome und "Kein Sorry" von Vega. Eine enge Zusammenarbeit entsteht zudem mit Samra, für dessen Singles "Miskin", "24 Stunden", "Cr1minel", "Al Qu Damm" und "Mama" er musikalisch verantwortlich zeichnet. "Die Leute finden immer einen Grund, jemanden zu haten", wischt er die oft geäußerte Kritik an dem Berliner beiseite, um stattdessen seine disziplinierte Arbeitsweise herauszustellen: "Samra geht nicht nach Hause, bevor der Song fertig ist."
Diese Professionalität nimmt der Produzent auch für sich in Anspruch. "In der Industrie ist Zuverlässigkeit super wichtig", berichtet er im Hinblick auf die Marotte, vereinbarte Deadlines verstreichen zu lassen: "Sowas spricht sich super schnell herum und dann will auch keiner mehr mit einem arbeiten." Jumpa lässt es nicht so weit kommen, sondern begegnet seiner künstlerischen Beschäftigung mit einer hohen Arbeitsmoral und einem weitgehend unprätentiösen Blick: "Als Produzent bist du am Ende des Tages immer zu einem gewissen Anteil nur Dienstleister."
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